Home Office – Fluch oder Segen?

Home Office ist spätestens seit Corona in aller Munde, bzw. in allen Räumen.
Home Office im privaten Arbeitszimmer, auf Esstischen, im Kinderzimmer, in irgendwelchen Ecken und im schlimmsten oder besten Fall im Bett. Ob das Arbeiten von zu Hause aus gut ist und die Menschen zufriedener macht, lässt sich nicht pauschal beantworten, denn es kommt auf einige Faktoren an.

Beginnen wir mit den Räumlichkeiten: Wenn jedes Elternteil ein eigenes Büro und jedes Kind ein Zimmer besitzt und dann noch Aufenthaltsraum (Wohnzimmer), Kantine (Küche) und kleiner Park (Garten) vorhanden sind, dann sind das schon mal sehr gute Voraussetzungen, dass Home Office gelingen kann. Sitzt aber einer im Arbeitszimmer und der andere in der „Kantine“ oder im Schlafzimmer, dann sieht das Ganze schon wieder etwas anderes aus. Richtig Ruhe kann man vielleicht noch auf der Toilette finden, aber spätestens wenn diese ein anderes Familienmitglied nutzen muss, wird auch das unangenehm.

Home Office

Fakt ist: die angenehmen Seiten von Home Office steigern sich, je mehr Raum man zur Verfügung hat.

Ach ja und ausschlaggebend für den produktiven und gleichzeitig fröhlichen Home-Office Betrieb sind auch die Menschen denen man den ganzen Tag begegnet. Mag man sie, ist man gerne mit ihnen zusammen, dann ist das schon mal ein gutes Indiz für ein harmonisches Privatleben und vereinfacht definitiv auch den Arbeitsalltag zu Hause. Mag man sie nicht und würde lieber im Büro arbeiten, dann kann man mal langsam anfangen, über einige Punkte nachzudenken und ganz dringend nachdenken sollte man, wenn man die Menschen zu Hause nicht leiden kann, seinen Arbeitsplatz auch nicht und man trotzdem viel lieber ins Büro fahren würde.

Und während mir das Alter meiner Kollegen gänzlich egal ist, ist das Alter meiner „Mitbewohner und Kollegen zu Hause“ so ganz und gar nicht egal. Die Herausforderungen können nämlich stark variieren, je nachdem ob ich in Anwesenheit eines 2 jährigen oder eines 12 jährigen arbeite. Hat beides großes Potential die Nerven und Konzentrationsfähigkeit zu testen oder gänzlich überzustrapazieren.

Gerade Singles beklagen ein zunehmendes Isolationsgefühl, denn auch wenn die Technik mittlerweile überall angekommen ist, wir uns an Teams und Zoom gewöhnt haben und wieder mehr zum Telefonhörer greifen: den Mensch aus Fleisch und Blut vor uns zu haben ersetzt das einfach nicht. Man schwankt permanent zwischen: „wir sind uns durch die Technik näher gekommen“ (weil z.B, ein Coaching Gespräch nach Bali kein Problem mehr ist) und „ich fühle mich mehr und mehr isoliert von meinen Kollegen, Freunden und Mitmenschen.“

Dieses Thema ist so individuell wie der Mensch selbst.

Home Office birgt einige Stolpersteine aber wirklich auch sehr viele positive Aspekte. Die Zeiteinsparung des Arbeitsweges und die verbesserte Work-Life-Balance sind zwei davon. Home Office macht uns flexibler in der Zeiteinteilung. Man kann wählen früh um 6:00 Uhr zu arbeiten, oder abends um 20.00 Uhr. Je nachdem ob man zu den Lerchen oder Eulen gehört.
Viele Menschen sagen, sie können zu Hause konzentrierter arbeiten und ihre Aufgaben schneller erledigen. Das wiederum kommt dann auch wieder auf die eigene Disziplin und möglicherweise auch die der „Mitbewohner“ an.

Ob die Kantine zu Hause oder die Kantine in der Arbeit besser oder schlechter ist, hat mit der Qualität der Kantine ihres Arbeitgebers, ihren Kochkünsten und der verfügbaren Zeit zu tun. Vielleicht gibts auch nichts warmes zum Essen, weil man ja arbeiten muss und nicht zum kochen kommt. Dann sollte man zumindest frisches Obst und Gemüse griffbereit haben, oder das Mittagessen schon vorab organisieren.

Was kann ich noch tun, damit zu Hause arbeiten gelingt:

Wenn du nicht alleine wohnst, dann setzt euch zusammen und klärt die Spielregeln. Zum Beispiel: „wenn die Tür zu ist, dann bitte nur in dringenden Fällen klopfen“, oder ein „Bitte nicht stören-Schild“ an der Tür bedeutet tatsächlich „bitte nicht stören“ usw.
Gestalte deinen Arbeitsplatz so angenehm wie möglich. In einem schönen und aufgeräumten Ambiente lässt es sich produktiver arbeiten.
Wer immer nur am Laptop arbeitet könnte bald Verspannungen bekommen. Ein Monitor schont deinen Nacken und wenn irgendwie möglich, sorge dafür, dass du ergonomisch gut sitzen kannst.
Atme während der Arbeit ein paar mal bewusst ein und aus und konzentriere dich auf deinen Atem – das zentriert und macht stark für neue Aufgaben
Arbeit und Freizeit trennen. Vielleicht hilft dir dabei ein Ritual: das Notebook zuklappen, bestimmte Schuhe an- oder ausziehen, den Schreibtisch nach der Arbeit wieder aufräumen…
Sorge gut für dich: frisches und gesundes Essen sollte immer da sein, trink ausreichend Wasser und vielleicht kannst du dazwischen immer mal wieder Yoga-/Entspannungsübungen einbauen
Nutze generell kurze Pausen um dich zu bewegen oder für eine kurze Meditation (es reicht schon eine Minute, um wieder konzentriert weiter arbeiten zu können.)

Was auch immer Home Office für Schwierigkeiten mir sich bringt, ich wünsche dir, dass du die Herausforderungen gut meistern und die vielen Vorteile für dich nutzen kannst. Vielleicht wäre eine gesunde, individuelle Mischung von Home Office und Bürozeiten das Optimum und ja…vielleicht geht die Reise da zukünftig auch hin.
Bis es so weit ist: Bleibt verbunden, meldet euch bei den Kollegen telefonisch oder per Video Chat und lacht viel miteinander. Denn das tut -wo auch immer man sitzt- einfach gut.

Autor: Marion Endres, CoachWebseite