„Ich bin die Veränderung“

Presseartikel erschienen in
Der Bote, am 17.02.2021
Verfasser: Magdalena Gray

Starke Frauen, die wissen was sie wollen, sich durchboxen und gegenseitig unterstützen: Das für die Teilnehmerinnen zu erreichen, ist das Ziel von Eileen Hückers Projekt. | Foto: pexels.com

Eileen Hücker, Leiterin des Feuchter Familientreffpunktes, macht sich für Frauen im Landkreis stark und möchte sie mit ihrem neuen Female-Empowerment-Projekt dabei unterstützen, Vertrauen in sich selbst zu finden.

Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist nicht ganz einfach. Eileen Hücker ermutigt Frauen aus dem Landkreis, an sich und ihre Ziele zu glauben. Mit uns spricht sie über Selbstermöglichung, Gleichberechtigung und ihr neuestes Projekt.

Frau Hücker, Sie setzen sich für das Thema Female Empowerment in der Metropolregion Nürnberg ein. Was verbirgt sich denn hinter dem Begriff?
Für mich bedeutet Empowerment, dass Menschen sich gegenseitig stärken. Das ist mein tieferer Sinn hinter dem was ich tue. Ganz konkret möchte ich Frauen dabei unterstützen, sich gegenseitig zu stärken. Um das zu erreichen, habe ich ein Konzept erstellt, das den Weg dorthin erleichtert. Mit dem Ziel, dass die Frauen sich erlauben, an sich selbst zu glauben und ihren Weg zu gehen, indem sie sich ihrer Ziele klar werden, sich ihrer Werte bewusst sind und diese auch ganz klar ausdrücken und dafür einstehen. Ich nenne das Selbstermöglichung.

Sie sind auf das Thema Empowerment gekommen, als Sie Sand geschaufelt haben. Wie kam das?
(Lacht.) Ja, das erste Mal, als ich das als starkes Thema wahrgenommen habe, war, als wir letztes Jahr im Familientreffpunkt Feucht einen Strand im Hof des Tucherschlosses aufgeschüttet haben. Ich werde ein wenig ausholen, denn die Geschichte trifft genau den Kern: Der Ausgangspunkt war die Überlegung, wie wir einen Nutzen für Familien in der Umgebung stiften können und gleichzeitig die aktuellen Bestimmungen berücksichtigen. Wir haben das immer wieder diskutiert, gemeinsam entschieden und schnell umgesetzt. Zuerst kam die Idee, da einen Strand hinzulegen. Danach folgte ein Brainstorming, wie es realisiert werden kann und innerhalb von zwei Wochen haben wir eigenhändig 18 Tonnen Sand auf diesem Innenhof verteilt. Ich erinnere mich daran, ich kam mir vor wie so ein Feldarbeiter. Die Sonne brannte vom Himmel, ich habe geschwitzt und habe dort eigenhändig den Spaten geschwungen. Und mir ging es so gut dabei. Auch danach noch. Das hat mir so viel Energie gegeben.

Woran lag das?
Zum einen war mir klar: Ich tue das aus einem guten Grund. Ich will einen Wohlfühlort für Familien bieten. Zum anderem liegt es am Zusammenwirken mit den anderen Frauen. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen und überlegt, okay, wie können wir das jetzt schaffen. Es gab kein „Das geht nicht, weil halt“. Natürlich gibt es immer Zweifel. Wir haben uns einfach darauf konzentriert, wie es gehen kann, anstatt darauf, was gerade nicht geht. Das Gefühl dieser Zusammenarbeit hat mich richtig beflügelt. Es ist toll, was wir erreichen können, wenn wir an uns glauben und wenn wir ein Ziel vor Augen haben, das mit unserem tieferen Sinn einher geht.

Eileen Portrait

Und das geht nur mit Frauen so gut?
Nein, im Gegenteil. Ich habe diese Erfahrung gleichermaßen bereits mit Männern und Frauen erlebt. Ich habe mir speziell Female Empowerment, also Frauen ausgesucht, weil ich über die Familientreffpunkte, die ich führe, überwiegend mit Frauen in Kontakt komme. In den Gesprächen mit ihnen ist immer wieder ein Thema aufgetaucht: Wie steige ich nach der Elternzeit wieder in den Beruf ein? Kann oder will ich die Stelle wiederbesetzen, die ich früher hatte? Kann ich es mir überhaupt erlauben, eine Führungsposition anzustreben, obwohl ich jetzt Kinder habe und mein Fokus darauf liegt? Meine Antwort darauf ist einfach: Ja.

Woran liegt es, dass sich Mütter schwertun, den Weg zurück in den Beruf zu finden?
Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wenn ich zum Beispiel das gesellschaftliche, traditionelle Konstrukt der Familie betrachte, gibt es hier Rollenmodelle, die zunächst bewusst hinterfragt werden müssen.

Was hat das für Folgen?
Dazu ein gutes Beispiel, das mir eine Frau im Familientreffpunkt erzählte: Beide Elternteile haben sich zunächst abgesprochen, dass jeder der beiden Partner in Zukunft 30 Stunden in der Woche arbeiten möchte. Das ermöglicht den beiden, Zeit für die Familie sowie sich selbst und Zeit für die Arbeit zu haben. Als es in die Details und in die Bewerbungsphase für neue Jobs für sie und ihn ging, stellten sie fest, dass die neue Stelle des Mannes besser vergütet war . Zu diesem Zeitpunkt haben sie noch nicht darüber gesprochen, ob das zwangsläufig 40 Stunden sein müssen. Sie haben auch nicht beim Unternehmen nachgefragt, ob es auch mit 30 Stunden gehen kann. Sowohl er als auch sie gingen einfach davon aus, das kann nicht anders sein. Es ist schließlich eine neue Stelle und dann auch noch besser bezahlt, da kann man jetzt nicht gleich verlangen, dass man nur 30 Stunden arbeitet. Die Arbeit geht vor, die Finanzen gehen vor. Die Familien steht hinten an. Die wahren Bedürfnisse blieben unausgesprochen. Was das an Konsequenzen für sie und für ihn bedeutete war für beide spürbar. Gleichzeitig war es ihnen nicht bewusst, was ihnen wirklich wichtig ist. Das ist der Knackpunkt. Und dabei belassen die Parteien es dann oft, weil sie sich nicht zu helfen wissen. Sie hat daraufhin ohne weitere Einwände dem Lauf der Dinge zugestimmt. Irgendjemand muss sich ja um die Familie kümmern. Und die Finanzen sind dann auch klar verteilt. Wenn die Familie diesen Weg gemeinsam weiter geht, führt das langfristig zu weiteren, nicht zielführenden Konflikten. Der wahre Kern der Sache ist nicht erfüllt. Das schafft außerdem – ohne dass es jemand beabsichtigt hatte – Abhängigkeiten. Und das passiert aus dem einfachen Grund, dass beide sich nicht klar waren, was sie wollten und wie sie es sich gegenseitig ermöglichen konnten.

Was sind die größten Hürden, die Frauen und vor allem Mütter auf dem Weg zur Gleichberechtigung zu nehmen haben?
Ich denke zum einen ist es wichtig zu sagen, ich ermögliche mir das jetzt. Ich will das. Den Glauben daran zu haben oder zu finden, es kann gehen. Das hat auch viel damit zu tun, sich klar darüber zu werden, was der tiefere Sinn ist, den man sucht. Und dann direkt die Frage anzuschließen, wie kann es gehen?

Es geht also viel im eigenen Kopf los?
Ja, Veränderung bringt nicht selten auch Ängste mit sich. Zum Beispiel die Angst vor dem Konflikt mit dem Partner oder auch die Angst vor dem Alleinsein spielen eine maßgebliche Rolle. Wie übersteht das die Partnerschaft, wenn man jetzt mit Selbstempowerment anfängt und dann sonst wo endet. – Das ist natürlich überspitzt formuliert. Ich übertreibe hier mit Absicht, weil ich genau weiß, welche Gedanken die Frauen beschäftigen. Wie kann ich dem Konflikt aus dem Weg gehen, oder wie kann ich verhindern, dass ich allein bin mit meinem Denken? Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, die ich mir da erzähle. Ich bin der Meinung, dass der Konflikt so oder so entsteht. Nur gibt es einen großen Unterschied. In dem einen Konflikt streite ich über den Wert des Einzelnen. In dem anderen Konflikt stehe ich für meine Sache ein und ermögliche gleichzeitig dem anderen, er selbst zu bleiben. Ich übernehme dabei die Verantwortung mir selbst gegenüber. Darüber mir klar zu sein und auch klar zu sagen, was möchte ich gerne.

Ich nehme an, das macht es auch einfacher für den Partner?
Genau, denn nur dann hat der andere auch die Chance klar zu sagen, okay, wie kann ich dich dabei unterstützen das zu erreichen und wozu bin ich nicht bereit. Meistens ist es sogar so: Wenn am Ende ein Ergebnis herauskommt, das für beide passt, ist das auch für den Partner toll. Weil er feststellt, er ist ein Teil davon. Ein Teil von eben diesem Empowerment. Es ist dann ein richtiges Family Empowerment.

Gilt das auch für Ihr Female-Empowerment Projekt?
Genauso ist es. Dabei sind die Protagonisten die Mitarbeiterin und das Unternehmen. Beide haben Ziele und manche davon sind gemeinsame Ziele. Und ich spreche hier nicht von materiellen Zielen. Was nicht bedeutet, dass diese nicht wichtig sind. Ich glaube eher materielle Ziele sind allgegenwärtig. Das ist unser Tauschmittel, das steht ganz außer Frage. Wenn beide Parteien Klarheit über sich erlangen, können sie den tiefen Sinn hinter ihrer Zusammenarbeit finden. Beide können mit diesem Wissen immer wieder aufeinander zugehen und überlegen, wie kann es gehen? Wie kann ich als Unternehmen die Mitarbeiterin behalten oder für die neue Position begeistern? Was tue ich dafür, damit es möglich ist? Und die Mitarbeiterin überlegt sich, was tue ich dafür, dass es möglich ist. Beide haben etwas davon. Sie schätzen die Zusammenarbeit. Hier kommt häufig der Einwand: Ja und was ist, wenn die Mitarbeiterin dann geht? Ja gute Frage. Auch das ist eine Möglichkeit, die ich nicht ausschließen will. Dieser Einwand kommt aufgrund der Ängste, die ich vorhin bereits erwähnt hatte. Ich bin der Meinung, wenn der tiefere Sinn zusammen mit dem Ziel der beiden übereinstimmt, passiert das nicht. Wenn allerdings beide feststellen, dass sie verschiedene Ziele verfolgen, ist es das Beste, was ihnen passieren kann, sich zu trennen. Alles andere wäre sinnlos. Sie würden beide hoffen, dass jemand anderes etwas verändert. Das ist so, als würde ich nur darauf warten, dass etwas Gutes passiert ohne zu wissen, was überhaupt gut ist. Ich würde es nicht einmal merken, wenn es tatsächlich eintritt. Ich bin die Veränderung, die ich in der Welt sehen möchte. Niemand anderes.

Abschließend noch eine Frage zu Ihrem neuen Female-Empowerment-Projekt, Circle of 12: Was steckt hinter dem Titel und was möchten Sie damit erreichen?
Nun, der Name ist Programm: Ein Kreis aus bis zu 12 starken Frauen, die ihren beruflichen Traum bereits leben, gibt monatlich je einen Workshop, der zu einem besseren Selbstverständnis der eigenen Weiblichkeit führt und eigene Energien und Kräfte freisetzt. Dies wiederum ermächtigt die teilnehmenden Frauen, nicht nur beruflich voll durchzustarten. Sie entwickeln das dafür nötige Selbstbewusstsein und bauen eben jenes anfangs erwähnte, starke Netzwerk unter Gleichgesinnten auf. Im Idealfall macht „frau“ sich mit dem Programm jeden Monat ein Geschenk an sich selbst. Nichts Neues verpassen!

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Verfasser: Magdalena Gray